Kindheits-Bilder

Oft werde ich gefragt, wann ich denn mit der Malerei angefangen hätte. Tatsächlich schon als Kind. In meiner Kindheit war ich sicherlich nicht auf Rosen gebettet, es sei denn es sind die Dornen gemeint, das kommt der Sache erheblich näher. Immer wenn es ungemütlich wurde  und der Herr des Hauses ( sprich: Vater) seine erzieherischen Argumente mit der 9-schwänzigen Katze  ( Klopfpeitsche )unterstrich, habe ich das Weite gesucht und mich zum Malen zurückgezogen. Dabei konnte ich dann abschalten und mir meine heile Welt gestalten.*

Die Bilder haben viel fröhliche Szenen, aber auch welche von Gewalt u.Gefressen werden. Meine Lehrer lobten mich und gaben mir tatsächlich gute und sehr gute Noten. Man kann diese heute noch auf den Bildern erkennen. Irgendwann begann ich die Bilder mit Bobby zu signieren, ein Spitzname von meinen Klassenkameraden, die aus Nobby dann Bobby machten, weil ich immer den Kaspar für alle gemacht habe. Den Humor konnte ich mir Gottlob bis heute erhalten. Die Bilder sind damals alle auf billigen Zeichenblöcken entstanden, und das vor ca.60 Jahren. Das Papier ist natürlich ein wenig vergilbt.

Und es waren Wasser,-und Deckfarben , deren Lichtechtheit meilenweit von der Qualität der heutigen Aquarellfarben entfernt ist. Auch in den Zeugnissen bekam ich immer ein „Sehr Gut“  für   „ Zeichnen +Werken“. Nur unser Rektor gab mir nie eine „1“, damit ich nicht nachlasse, besser zu werden…Er war es auch, der mir empfahl, Kirchenmaler zu werden. Aber vorher den bodenständigen Beruf des Malers zu lernen. Als ich nach den 3 Jahren Lehre den Gesellenbrief hatte, sollte dann die Ausbildung zum Kirchenmaler folgen. Aber da hieß es von Zuhause aus: jetzt bekommst du auf dem Bau 1,79 DM / Stunde, und kannst endlich mal Kostgeld bezahlen. Das war es dann mit dem Künstler..dann folgten Fernakademie Karlsruhe, Bauzeichnen und Hochbautechniker. Die ganzen Jahre waren ein langes autodidaktes Kunststudium als Hobby. Erst mit 50 Jahren kam dann der Schnitt, der Ausstieg, ab da freischaffender Künstler im Volltime Modus . Und das mit immerwährender Freude. Das Schicksal und die Liebe brachten mich an den malerischen Bodensee, und mit Gottes Hilfe kam ich an meinen Malplatz an der Basilika Birnau. Hier schließt sich der Kreis: jetzt bin ich „ Kirchenmaler„ sogar in Gottes freier Natur.

*Diese Art Problemlösung habe ich noch bis in die Gegenwart abrufbereit.

In einem Haus oder Wohnung kann man sich bei Unstimmigkeiten in sein Zimmer zum Schmollen zurückziehen.  Auf unserer großen Wohnmobiltour gab es diese Ausweichmöglichkeit, mangels Platz, nicht.  Aber ich hatte ja diese einzigartige Freiheit, den Malblock und die Staffelei unter den Arm zu klemmen, um draußen zu malen. Nur wenn dir dann plötzlich ein Bär entgegen kommt, solltest du dich schnell entscheiden, mit wem du nun ein besseres Gespräch führen willst,  mit dem Bär oder deiner Frau. Meine bessere Hälfte war auch immer erstaunt, daß  ich nicht mit einem agressivem und poppigem, sondern mit einem romantischen Bild zurück gekommen bin. Also male ich mir meine Harmonie selber, um sie dann anschließend auch gerne zu teilen.

Euer Norbert Sand